„Die Welt hat genug für Jedermanns Bedürfnisse, aber nicht geug für Jedermanns Gier.“ (Mahatma Ghandi)
Das große Teile – ein Fünftel! – der produzierten Nahrung im Müll landen, ist inzwischen nichts neues. Es gibt zwar Möglichkeiten wie Foodsharing, an einem Carrotmob teilnehmen, einen Carrotmob veranstalten, Gemüsekisten abonnieren, Lebensmittel an Tafeln geben, damit zumindest ein Teil unserer Lebensmittel in die Hände von Personen kommen, die diese Lebensmittel effektiv nutzen können, statt das sie verpackt im Müll landen.
Chipstüten, die aus dem Sortiment genommen werden, die unvollständige Schachtel Eier, und je nach Saison Weihnachtsschokolade, Osterschokolade, abgepacktes Fondue und Glühwein, ein Papierbeutel mit Kartoffeln die ein paar Wurzeln austreiben, MHD abgelaufene Ware, z.B. eingeschweisste Jägermeister.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich im Konsumverhalten groß etwas ändern wird. Aber die Initiativen, die sich um die Verteilung von Lebensmitteln bemüht finde ich ist auf jedenfall gut, und sollte von der Industrie angenommen und unterstützt werden. Es ist besser für das Unternehmen, neue Ware zu bestellen, um uns, verwöhnte Konsumenten zu befriedigen, und die Konkurrenz mit noch schönerer Ware zu übertrumpfen. Und was über dem MindestHaltbarkeitsDatum ist, wird eh rausgeworfen. Schließlich könnte das Unternehmen haftbar gemacht werden, sollte jemand davon krank werden. Deshalb ist MHD nicht gleichbedeutend mit „am nächsten Tag ist es verfault“. Dafür wird das Datum viel zu großzügig angesetzt.
Eigentlich würden sich die meisten Leute mit „imperfekter“ Ware zufrieden geben. Aber warum Geld ausgeben, wenn man auch perfekte, gleichgroße Karotten angeboten bekommt? Warum nicht die schönste Tomaten aussuchen? Immerhin, hartverdientes Geld. Ich bin mir nicht sicher, wie man diesen Kreislauf durchbrechen soll – die Supermärkte werfen schließlich soviel weg, da es sich nicht lohnt, es zu verkaufen. Ist es in der Natur des Menschen, die gesundesten, besten, optimalsten Produkte einzukaufen, oder ist das nur eine Folge der Konsumgesellschaft? Oder etwas von beidem?
Diese Gesellschaft wird von Geld und Konzernen regiert, deshalb muss man sein Geld sprechen lassen.. oder schweigen. Man unterstützt kleine Märkte und Einzelhandelbetriebe (wie viele kleine Märkte kennt ihr noch?) und nimmt auch mal einen größeren Preis in Kauf.
Oder, „Schweigen“ – gar keinen Preis: Containern.
Genausowenig wie größere Unternehmen Foodsharing sehen, ist Containern, abgelaufene Lebensmittel aus den speziellen Tonnen der Supermärkte holen, ebenfalls nicht gern gesehen. Und da wir in Deutschland sind, kann man Müll „klauen“. Und dafür angezeigt werden.
Die meisten Supermärkte wollen gar nicht erst die Möglichkeit bieten – Lidl hat einfach direkt einen unzugänglichen Container der sofort alles vernichtet, Aldi verschließt alle mit einem Gitter. Einige andere Unternehmen haben meist „Käfige“ in denen sie ihre Mülltonnen aufbewahren, aber oft nicht abschliessen. Es ist ihn lobenswerterweise egal. Auf jedenfall empfinde ich immer mehr Sympathie für die Märkte, die ihre Tonnen zugänglich lassen.
Obwohl in Deutschland bisher kaum Anzeigen gegen containernde Personen (let’s face it: viele Studenten) erstattet wurde – (weggeworfene Lebensmittel haben auch nur einen Wert von 0 €) gab es vor kurzem eine Verurteilung, die mich ungemein wütend macht: Personen wurden mit ungekennzeichneten Lebensmittel fernab von jeglichem Supermarkt doch tatsächlich angehalten, und aufgrund diesen „Verdachts“ zu einer fünfstelligen Strafsumme verurteilt. Ich hätte es noch verstanden wenn ein Supermarkt die Polizei gerufen hätte und Anzeige erstattet, aber diese juristische Willkür wird immer beängstigender. Hier könnt ihr eine Petition dazu unterschreiben , die ich euch doch sehr ans Herzen legen möchte. Ich persönlich finde nicht, dass Containern moralisch falsch ist. Im Gegenteil.
Was ist was –
Foodsharing: Netzwerke, manchmal mit eigenen kleinen „Läden“ (München z.B.) wo man überschüssige Lebensmittel abgeben und abholen kann.
Carrotmob: eine Art Flashmob – in einem bestimmten Zeitraum kauft man bei einem speziellen Laden häufig ein, der im Gegenzug sein Geschäft mit einem Teil der Einnahmen klimagerecht saniert. Sozusagen das Gegenteil eines Boycotts 😉
(Bio-) Gemüsekiste: Bestellte Gemüsekiste die in Intervallen geliefert wird. Zum einen wird dann nicht überschüssig geerntet, zum anderen kann man seinen Speiseplan drum herum planen und mehr Gemüse essen 😉
Containern: Aussortierte Lebensmittel aus den Blauen „nicht für Verzehr geeignet“ Tonne holen falls offen, nach Einbruch der Dunkelheit (11 Uhr abends), mit Handschuhen (Spülhandschuhe) und Licht bewaffnet. Und viele Tüten. Zuhause abwaschen, und vorsichtig bei der Auswahl sein. Nachteil ist, dass es sehr willkürlich ist, und gesunde Ernährung oft flöten geht wenn man zuviel Schokolade „rettet“.
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