Was für ein Musterbeispiel für zielgruppengerechtes Marketing: vor nicht ganz einem Jahr bekam ich mit, dass der Umweltreferent des Freiburger u-asta einen eBook-Reader benutzt. Ich, die bis dahin immer die Nase über das zusätzliche Elektronikgimmick gerümpft, aber als Bücherfreundin auch mit dem neuen Leseerlebnis geliebäugelt hatte, wurde dadurch neu inspiriert, mich mit dem Thema zu beschäftigen, und besitze heute ebenfalls ein entsprechendes Gerät, angeschafft in der Hoffnung, ich würde mir dadurch das Ausdrucken vieler, vieler Vorlesungsfolien und Pflichtlektüren sparen.
Will ich hier also eine Lobeshymne auf das papierlose Lesen verfassen?
Im Gegenteil. Nach monatelanger Benutzung meines Geräts habe ich eine ziemlich gute Vorstellung davon, wozu so ein Reader gut sein kann – und auch, wozu er nicht taugt. Vor allem aber davon, dass man sich gut überlegen sollte, ob es die eigenen Bedürfnisse wirklich erfüllen kann, bevor man sich entschließt, in ein weiteres Luxusgut zu investieren.
Was für ein Modell ich persönlich benutze, halte ich für irrelevant, da ich hier ja keinen Technikblog betreibe und nicht auf eine detaillierte Rezension einer bestimmten Marke aus bin. Da es aber doch einige unterschiedliche Arten von Readern gibt, hier eine kurze Zusammenfassung von dem, was mein eBook-Reader kann:
– über eInk-Display Dokumente der Formate ePub, PDF, Word, TXT, RTF und BBeB anzeigen (für Texte – für andere Medien kommen noch mp3, AAC, JPEG, GIF, PNG und BMP dazu)
– über einen Touchscreen Elemente auswählen
– Notizen erstellen (sowohl handschriftlich als auch mithilfe einer Tastatur, die allerdings nicht wirklich Spaß macht) und Textpassagen markieren
Wozu ich den Reader tatsächlich nutze
– Vorlesungsfolien ansehen und ggf. mit Notizen ergänzen: mein ursprüngliches Vorhaben hat sich also tatsächlich bewährt. In diesem Semester habe ich keine Vorlesung, bei der die Folien schon vorab zur Verfügung stehen, ansonsten aber hat es sich als enorm praktisch herausgestellt, meine Notizen in elektronischer Form erstellen zu können, anstatt am Ende des Semesters auf einem zentimeterhohen Stapel abfallreifen Papiers zu sitzen.
– Artikel etc. lesen: in eingeschränktem Umfang. Davon abgesehen, dass nicht alle Dozierenden ihre Vorbereitungsmaterialien online zur Verfügung stellen, eignen sich unterschiedliche Datei(enformate) unterschiedlich gut, um am Reader gelesen zu werden. Meist benutze ich nur Dateien im PDF-Format, aber auch hier schwankt die Qualität – manchmal wurde etwas schlampig gescannt, sodass die Schrift schwer lesbar ist, manchmal ist das Layout so, dass sich kaum die gewünschte Textpassage vernünftig auf Lesegröße vergrößern ließe, aber alles in allem komme ich immer noch in vielen Fällen gut damit klar, für vorbereitende Lektüre meinen Reader zu verwenden.
– klassische Lektüre: vor allem englischsprachige Bücher sind im Netz massenweise kostenlos verfügbar, sofern das Urheberrecht abgelaufen ist – aber auch deutschsprachige Klassiker habe ich schon das eine oder andere Mal (z.B. über Projekt Gutenberg) auf meinen Reader überspielt. Ursprünglich war das Gerät ja nicht zur Freizeitlektüre gedacht, aber in manchen Fällen ist es hierfür schon recht praktisch – z.B. während meines letzten Ägyptenaufenthaltes, als ich nicht allzu viele Bücher im Rucksack mitnehmen wollte, oder wenn mir am Wochenende (außerhalb der Bibliotheksöffnungszeiten) spontan einfällt, dass ich gerne mal wieder Shakespeare lesen würde. Ganz zu schweigen von den Fällen, in denen die Bibliothek zwar auf hätte, ich aber zu faul bin, um hinzuradeln. 😉
Wozu sich der Reader (meines Erachtens) nicht eignet
– (Ausführliche) handschriftliche Notizen. Meist dauert es eine ganze Weile, bis das Geschriebene auf dem Bildschirm tatsächlich erscheint – völlig in Ordnung für Ergänzungen zu bereits vorhandenen Texten, unangenehm, wenn man sich schnell etwas mitschreiben möchte.
– Allgemeine Freizeitlektüre. Das Leseerlebnis ist zwar durchaus angenehm, dafür lässt aber das Angebot an eBooks, meines Erachtens, zu wünschen übrig. Vor allem, wenn man sich außerhalb des Amazon/Kindle-Universums bewegen möchte, was für mich aus verschiedenen Gründen gilt (unter Anderem dem, dass ich kein Verständnis aufbringe für den monopolhaften Umgang mit eBooks: Unsere eBooks sind NUR auf unserem Gerät lesbar und unser Gerät arbeitet auch NUR mit unseren eBooks.). Neulich habe ich mir zwar mein erstes eBook käuflich erworben – Sandra Krautwaschels „Plastikfreie Zone“, das Buch zum Blog „Kein Heim für Plastik“ -, war dann aber trotz Ausprobieren mehrerer Programme nicht erfolgreich damit, es auf meinen Reader zu überspielen, sodass ich es jetzt am PC lesen muss.
Einen Ersatz für herkömmliche Bücher stellt ein eBook-Reader also auf keinen Fall dar – für Uni- oder ähnliche Zwecke ist er in manchen Fällen dagegen ziemlich nützlich. Ob das eigene Aufkommen an Altpapier über diese Kanäle jedoch ausreicht, um den Kauf eines weiteren Elektrogeräts ratsam zu machen, muss jede*r Einzelne wohl selbst entscheiden.