Wie ironisch: Da wurde nun das Sommerfest unseres Seminars um zwei Wochen verschoben, um dem Regen auszuweichen, den wir zum ursprünglichen Termin befürchtet hatten – und heute durften wir uns grade deshalb in strömendem Regen unter kleine Pavillions drängen und trotz ZUSÄTZLICHER Regenschirme immer noch klatschnass werden.
Schön war es trotzdem – vor allem während der Zeit, in der man sich über das Rauschen des Regens hinweg noch verständigen konnte 😉 – und ich darf mit Genugtuung feststellen, dass wir zwar am Ende des Tages mehrere Säcke Müll wegzuschleppen hatten (es besteht also definitiv noch Verbesserungsspielraum), das Fest aber doch mit einigen grünen Punkten gesprenkelt war:
Geschirr, Besteck und Drumherum:
Denn obwohl die Begeisterung für Müllvermeidungs- und sonstige „Grünifizierungs“-Maßnahmen unter den allermeisten Organisatoren (Mitglieder der teilnehmenden Fachschaften: Islamwissenschaft, Sinologie, Judaistik und Vorderasiatische Altertumskunde) nicht allzu groß war, konnten wir uns schließlich darauf einigen, in Einladungen und auf Plakaten darum zu bitten, dass jeder sein eigenes Geschirr und Besteck mitbringt:

- Ein einsamer Lichtblick inmitten von Einweg-Bechern?

- Hier leider mit Plastikbesteck abgebildet – dabei hatte ich extra mein „gutes“ Besteck von zuhause mitgebracht!
Nun hatte ich bereits das vage Gefühl, dass daran nicht allzu viele Leute denken würden, und habe vorsorglich einmal fast alle meine Teller (auf dem Boden mit Namen beschriftet, denn zurück hätte ich sie ja schon gerne) in den Rucksack gepackt und mitgenommen. So ganz sicher, wie ratsam diese Aktion ist, war ich mir anfangs allerdings nicht: was, wenn etwas kaputt gehen würde oder einfach am Ende des Tages nicht mehr auffindbar wäre? Sicher, das ist nicht auszuschließen, aber das kaputtgehen hatte ich ja teilweise selbst in der Hand – mit einem Geschirrtuch gepolstert reisten meine Teller so weich wie möglich, wenn auch nicht gerade in Butter gegossen.
(Warum in Butter gegossen? Neulich habe ich gelernt, dass die Redewendung „alles in Butter“ daher kommen soll, dass früher wertvolle Tonwaren in Fässern voller Fett transportiert wurden, das sich im heißen Zustand hineingießen ließ, um anschließend fest zu werden und Brüche zu vermeiden. Hört sich für mich unglaublich teuer und verschwenderisch an – aber wer weiß? Vielleicht ist doch was dran.)
Was den Schwund während des Festes anging, kam mir sicher entgegen, dass regenbedingt die Zahl der Gäste durchweg überschaubar blieb – aber ich würde auch einfach einmal optimistisch davon ausgehen, dass bei solchen Festen, bei denen man sich untereinander kennt, nicht allzu viele Langfinger dabei sind. Oder Typen wie die wildfremden Kerle, die an unserem Platz vorbeiliefen, als wir bereits am abbauen waren, und uns zwei Flaschen Bier aus dem bis dato noch vollen Kasten klauten und damit erfolgreich verhinderten, dass wir den Kasten als ganzes wieder zurückgeben konnten – was dachten die, dass es zur Selbstbedienung dastand? Ich schweife ab. Von den Gästen, die da waren, hatten jedenfalls nur die allerwenigsten ihre eigenen Teller dabei, und meine Idee war insofern mit Erfolg gekrönt, als trotzdem viele die Gelegenheit nutzten, von einem richtigen Teller zu essen. Einen Teller sauber wieder mit nach Hause nehmen musste ich jedenfalls nicht – das heißt, höchstens so sauber, wie er durch diese Behandlung eben werden konnte:

Weniger erfolgreich verlief leider das Mülltrennen: trotz sorgfältig beschrifteter Säcke hatten wir am Ende lauter Restmüll-Sammlungen anstatt von separaten Beständen an Restmüll, Papier und Verpackungen (gelber Sack). Was also muss man tun, um zu erreichen, dass auch wirklich getrennt wird? Wäre es besser, die Säcke in einigem Abstand von einander zu positionieren? Dagegen spräche meine Vermutung, dass jemand, der Müll in der Hand hat, diesen in der Regel in den nächsten Mülleimer pfeffert. Oder ist es einfach utopisch, zu glauben, dass Mülltrennung bei einem Aufeinandertreffen von mehr als 10 Personen überhaupt funktionieren kann?
Menü
Dass es Fleisch gibt, ist bei einem Grillfest wohl unvermeidbar und ja auch nicht grundsätzlich verwerflich. Dass es auch halal-Fleisch gab, freut mich unter dem Gesichtspunkt, dass zumindest theoretisch auch muslimische Gäste hätten anwesend sein können – wobei um 21 Uhr, als das Fastenbrechen angesagt gewesen wäre (schlau, wie wir sind, haben wir das Fest in den Ramadan verlegt) bereits die Sintflut über uns hereingebrochen war und keiner mehr Lust hatte, zu grillen.
Was wirklich etwas ärgerlich ist, ist die Tatsache, dass wir eine Kiste voller Fleisch ungegrillt wieder mit nach Hause nehmen konnten – es schlummert jetzt, soweit ich weiß, in der Tiefkühltruhe eines Fachschaftsmitglieds. Sicher, es konnte keiner ahnen, dass es so schütten würde, trotzdem stellt sich die Frage, wie sich solche Verschwendung in Zukunft umgehen lässt. Vielleicht müssen wir einfach dazu übergehen, auch Carnivoren darum zu bitten, dass sie sich ihr eigenes Grillgut mitbringen – wie das die Vegetarier unter uns ohnehin schon tun mussten.
Wenn man das Grillgut einmal ausklammert, ist es ja nicht allzu schwer, ein typisches Sommerfest-Buffet vegetarisch oder sogar vegan zu gestalten – die verschiedensten Salate dürften das gewesen sein (darunter mein Lieblings-Couscoussalat und ein Nudelsalat, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob der vielleicht mit Mayonaise angemacht war – gibt es dazu eine vegane Alternative? Bestimmt.) und Brot ist es in der Regel ohnehin.
Ein schwacher Punkt in dieser Hinsicht waren vielleicht die Saucen und Dips – wobei das superleckere Hummus, das jemand mitgebracht hatte, beweist, dass auch dieser Teil des Buffets sich vegan gestalten lässt. Natürlich weiß ich nicht genau, welches Rezept der edle Buffet-Spender benutzt hat, aber http://www.chefkoch.de sagt dazu:
40 g Sesampaste
1 Dose Kichererbsen
50 ml Zitronensaft (frisch gepresst)
30 ml Olivenöl
Salz, Pfeffer, Paprikapulver
Wasser nach Bedarf
Das gesamte Rezept lässt sich hier abrufen. Ich muss dem noch hinzufügen, dass ich leider lernen musste, dass Konservendosen innen mit Epoxidharz beschichtet werden, das zu einem nicht unerheblichen Teil aus Bisphenol A entsteht, über das ich ja bereits ein paar Einträge verfasst habe. Ich persönlich würde also keine Kichererbsen aus der Dose verwenden, sondern sie einfach getrocknet kaufen und selbst durch vorquellen/kochen in einen Zustand bringen, in dem sie sich verarbeiten lassen. Sollte das aus Zeitgründen nicht möglich sein – vielleicht gibt es sie ja auch im Glas?
Eine kleine Rezeptsuche bei chefkoch oder anderen einschlägigen Internetseiten fördert ohne Probleme weitere Saucen- und Diprezepte zu Tage, die ohne tierische Inhaltsstoffe auskommen. Wenn ich es mir recht überlege, glaube ich, das wird mein Beitrag zum nächsten Sommerfest sein!
Ein kleiner Höhepunkt des Abends war für mich zweifellos die Entdeckung, dass der leckere Schokopudding, den ich so genossen hatte, auch noch vegan war! 😉 Ich habe nur ein paar Worte mit demjenigen gewechselt, der ihn mitgebracht hatte, dabei aber erfahren, dass es sogar eine Initiative gibt, die sich für veganes Essen in der Mensa einsetzt – nun bin ich ja keine Veganerin, aber ich habe mich schon oft gefragt, warum das vegetarische Essen nicht weniger ei- und käselastig gekocht wird – ich jedenfalls würde die Chance gern nutzen, in der Mensa vegan zu essen. Wem es genauso geht, der mag vielleicht mal die Website des Bündnisses in Augenschein nehmen und sich überlegen, wie er selber daran teilnehmen kann…:
http://www.vegane-mensa.de/
Schlagwörter: Leben, Reuse-Reduce-Recycle, Studentenleben, vegan, vegetarisch